So, lange nicht mehr hiergewesen... im Job war's etwas chaotisch in den letzten Wochen.
Thema Windows und Linux... leidige Diskussion.
Fakt 1:
einer Firma die auf ihr Netzwerk und die darin angebotenen Dienste, speziell in Hinblick auf Zusammenarbeit (neudeutsch Collaboration, siehe auch Groupware, Enterprise Resource Management) würde ich immer zu einer reinen MS Windows Lösung raten.
Fakt 2:
abhängig von den gegebenen Anforderungen und der u.U. bereits vorhandenen Infrastruktur und Wissen der zuständigen Administratoren liegt die Wahrscheinlichkeit Linux auf einem Rechner für produktiven Einsatz zu installieren bei 1:10.
Fakt 3:
wir leben in einer Konsumgesellschaft wo ein Dumpingpreis den anderen jagt, streng nach dem Glaubensgrundsatz "der billige frißt den günstigen" (siehe geizkragen.de, geizhals.at, Händlersterben etc.).
Erklärung 1:
Groupwarelösungen unter Linux sind mieserabel. Abgesehen von Lotus Domino/Notes, welches wiederum Red Hat und SuSE als für den professionellen Einsatz in Firmennetzwerken konzipierte Distributionen mit den entsprechenden unbedingt nötigen Supportpaketen unterstützt.
Weiters ist es für eine Firma von essentieller Wichtigkeit im Falle eines Systemfehlers eine Firma zu haben die deswegen belangt/verklagt werden kann, der Schuldige muß in fast allen Betrieben extern sitzen da man sich anderes in den allerwenigsten Fällen leisten kann und will. Außerdem wichtig ist eine Garantie daß bestimmte Produkte untereinander mit Stempel und Siegel funktionieren, beispielsweise muß ich davon ausgehen können daß ein Mailserver ohne größeren Aufwand mit zentralen Profilen, Adressbüchern und dergleichen fehlerfrei umgehen kann.
Diese Punkte sind bei 99% der üblicherweise benutzten Linuxdistributionen nicht erfüllt. Am nächsten an diesem Zustand ist noch debian, zumindest was den Aspekt technischer Zuverlässigkeit angeht. Beim Support allerdings versagt diese GPL Distribution - was man debian aber auf keinen Fall anlasten darf da der Fokus auf Einhaltung der GPL liegt, nicht darin eine Firmenlösung zu präsentieren. Red Hat und SuSE sind vielleicht technisch vergleichsweise unausgereift, unstabil etc. - was sie aber zu den "big players" macht ist ihr sorgfältig aufgebautes Produktsystem mit den dazugehörenden Supportoptionen. Und wieder habe ich - so ich will - eine garantierte Funktionalität und jemanden den ich steinigen kann wenn irgendwas nicht geht.
Erklärung 2:
einen MS Windows Server zu administrieren wird immer als Mausgeschubse dargestellt und die Administratoren dreisterweise zu hirnlosen GUI-Trotteln degradiert. Dabei wird allerdings völlig vergessen daß ein Windows Serveradmin oft in der Zeit die ein Linuxadmin für die Konfiguration seiner einen Kiste braucht beispielsweise nebenher Profilreplikation von Exchangeservern, MSSQL-Cluster und dergleichen konfiguriert und in die Tesphase übergeben kann. Ich mag die Shell unglaublich gerne und schätze die Schlichtheit und Mächtigkeit dieses Werkzeugs, das liegt allerdings daran daß ich ein Technikfreak bin und mich privat gerne damit beschäftige. Im Geschäftsalltag geht allerdings Geschwindigkeit vor Schönheit, ich muß in wenigen Minuten produktiv agieren können. Hier ist erwiesenermaßen der Umgang mit Tastatur und Maus erheblich schneller und effizienter da diese Kombination im Zusammenspiel mit einer intelligent konzipierten grafischen Oberfläche intuitiv bedienbar ist. Zweifel?
useradd -u 1001 -g 1003 -G audio,cdrom,dialout,disk,floppy,plugdev,video -d /home/tcs -m -s /bin/bash -c "Takayoshi Sasano" tcs
Erkärung 3:
"Linux ist umsonst"
Das ist die landläufige Definition von OpenSource. Leider auch der Grund warum so viele so begeistert davon sind un unbedingt alles auf Linux umstellen wollen. Was dabei allerdings vernachlässigt wird:
Mit Kauf eines MS Servers kaufe ich die Leistung die eine Horde hauptberuflicher Entwickler bereits geleistet hat und mir in Form von Updates und u.U. Supportleistungen weiterhin zur Verfügung stellt. Diese Sicherheit wäre mir als EDV-Chef schon einiges Geld wert. Nicht berücksichtigt ist zudem der Kostenfaktor der noch entsteht wenn man dieses Wissen selber vorhalten muß da es keine MS Hotline gibt die man nerven kann oder auf die man alles abwälzen kann. Das heißt daß man diese Fähigkeiten und dafür nötigen Ausbildungskosten selber tragen muß, kostet Geld und - was in den meisten Fällen noch viel schlimmer ist - Zeit.
Um noch eins klarzustellen:
Ich verwende zu Hause fast ausschließlich debian GNU/Linux, auch auf den Servern die ich betreue kommt dieses System zum Einsatz. Ich mag dieses System und seine Möglichkeiten - wenn ich allerdings eine Anforderung für einen Intranetserver bekomme wo nur Windowsclients vorhanden sind würde ich diesen Auftrag sofort an einen ausgebildeten Windowsfachmann abgeben. Windowsrechner professionell und zuverlässig zu betreuen verlangt nach einer ebenso ausführlichen Beschäftigung mit Systeminterna wie das bei Linux der Fall ist. Nur daß ich bei MS Produkten Leute zur Verfügung habe die mir helfen müssen, unabhängig ob sie dazu gerade Lust haben oder nicht.
Cheers
tcs